Zur Person: Prof. i.R. Dr. Peter Rödler

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Schwerpunkte des Vortrags am 17.11.2021:

Sinnbildung scheint in den Gesellschaften des westlichen Kultukreises und ihrem Paradigma des Primats der individuellen Freiheit und Selbstbestimmung gleichzeitig unmittelbare Kompetenz aller Menschen und gleichzeitig grundsätzlich zu akzeptierende Privatsache zu sein, führt diese nicht zur Verletzung anderer Menschen und deren Lebens- und Freiheitsrechten. Dieses Menschenbild menschlicher Diversität scheint dabei so sehr mit dem - aufgeklärten - Menschenbild verbunden, dass hier das 'Ende der Geschichte' (Fukuyama) erreicht und es nur noch um seine globale Durchsetzung zu gehen scheint. Gleichzeitig finden trotz dieser 'Verheißung' gerade hier auch die heftigsten inter- und intragesellschaftlichen Auseinandersetzungen statt.

In der Vorlesung wird anhand eines Menschenbildes, das von schwerst beeinträchtigten Menschen ausgehend, das Apriori individueller Sinnstrukturen bei ALLEN Menschen, im Unterschied zu Tieren, denen der Instinkt Sinn macht, bezweifelt und an spezifische frühe und lebenslang fortdauernde Austauschprozesse bindet. Bildung stellt sich damit nicht primär als Ansammlung funktionellen und kulturellen Wissens, sondern vor allem auch als EIGEN-Sinn-Bildung heraus. Diese Umkehrung des Menschenverhältnisses - nicht primär Ich-Bildung und sekundär soziale Einbettung, sondern primäre Einbettung in einem Sozialraum und die Ich-Entwicklung aus diesem heraus (Buber: Ich werde am Du), hat erhebliche Folgerungen in der Beurteilung von Theorie und Praxis in den Sozialwissenschaften, insbesondere nartürlich im Bereich der Pädagogik. So stellt sich z.B. die Frage, inwiefern Theorien in diesen Bereichen nicht schon in den von Ihnen angenommenen menschlichen VORAUSsetzungen Exklusion betreiben.

Im Vortrag wird ein Menschenbild vorgestellt und begründet, das insofern 'evident' ist, dass es außer dem Leben eines menschlichen Körpers 'keinerlei' individuelle Kompetenzen voraussetzt und gleichzeitig alle spezifischen Eigenarten der menschlichen Gattung aus sich heraus erklären kann. Ein Anspruch, den Seguin 1856 in seiner 'Idiotenlehre' als Forderung danach Mensch wieder zu 'Menschen der Menschheit' zu machen erfüllt.

Über die Darstellung dieses Menschenbildes hinaus werden Folgerungen für eine entsprechende pädagogische Praxis dargestellt und die Theorie damit noch vertiefend erläutert.