Zur Person: Prof. i. R. Dr. Hans Weiß

  • 1974 bis 1983 Sonderschullehrer und stellvertretender Schulleiter an einer sog. „Heimsonderschule“ für Schülerinnen und Schüler mit den Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung; in dieser Zeit Aufbau und Leitung einer regionalen Frühförderstelle
  • 1989 Promotion zum Dr. phil. an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Fakultät für Psychologie und Pädagogik (bei Prof. Dr. Otto Speck)
    • Thema der Dissertation: „Familie und Frühförderung. Analysen und Perspektiven der Zusammenarbeit mit Eltern entwicklungsgefährdeter Kinder“
  • 1983 bis 1995: wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Würzburg in den Fachrichtungen Körperpädagogik (Lehrstuhl Prof. Dr. Manfred Thalhammer) und Lernbehindertenpädagogik (Lehrstuhl Prof. Dr. Andreas Möckel).
  • 1995 bis 2012 Inhaber einer Professur für Körperbehindertenpädagogik an der Fakultät für Sonderpädagogik der PH Ludwigsburg
  • bis heute Vorstandstätigkeit als Beisitzer, stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender in der Vereinigung für Interdisziplinäre Frühförderung, Landesvereinigung Bayern  

Arbeitsschwerpunkte:

  • Geschichte der Körperbehindertenpädagogik
  • Frühförderung
  • Zusammenarbeit mit Eltern mit einem behinderten Kind
  • Kinder und Familien in Armutslagen
  • Resilienz bei (körper-)behinderten und sozial benachteiligten Kindern; Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen mit komplexen Behinderungen

Veröffentlichungen (Monografien, Coautoren- und Herausgeberschaften; Auswahl):

  • (1989). Familie und Frühförderung. Analysen und Perspektiven der Zusammenarbeit mit Eltern entwicklungsgefährdeter Kinder. München/Basel.
  • (Hrsg.) (2000). Frühförderung mit Kindern und Familien in Armutslagen. München/Basel.
  • zusammen mit Gerhard Neuhäuser und Armin Sohns (2004). Soziale Arbeit in der Frühförderung und Sozialpädiatrie. München/Basel.
  • zusammen mit Ursula Stinkes und Alfred Fries (Hrsg.) (2010). Prüfstand der Gesellschaft: Behinderung und Benachteiligung als soziale Herausforderung. Würzburg.

Inhaltlicher Schwerpunkt des Vortrags am 05.01.2022:

Die Bedeutung leiblicher und leibnaher (Resonanz-)Bezüge für Bildungsprozesse bei Benachteiligung und Be-Hinderung – Gedanken im Kontext digitalen Lehrens und Lernens nach Corona  

Digitalisierung als Schlagwort technischen und gesellschaftlichen Fortschritts wird auch nach Corona viele Lebensfelder einschließlich des Bildungsbereichs (weiter) durchdringen. Die Folgen dieser Entwicklung für das Leben der Menschen werden eher erst in Konturen sichtbar. Gleichwohl zeichnet sich ab, dass Menschen über alle Altersstufen, die ohnehin mit Benachteiligungen konfrontiert sind, es schwerer haben werden, sich erforderliche Kompetenzen im Gebrauch digitaler Informations- und Kommunikationsmedien anzueignen. Von einem Digital Divide, einer gesellschaftlichen und sozialen Spaltung in den wachsenden Nutzungsmöglichkeiten digitaler Techniken bereits in Kindergarten und Schule, ist die Rede.

Mögliche problematische Wirkungen dieser Entwicklung im Bereich von Bildung und Erziehung könnten jedoch noch viel tiefer gehen; dann nämlich, wenn digitale, medial vermittelte Formen des Lehrens und Lernens „Nahformen“ der Bildung und Erziehung tendenziell ersetzten. Dies träfe wiederum gerade jene Kinder und Jugendlichen, die aufgrund ihrer bio-psycho-sozialen Lebenssituation besonders auf leibbezogenes, leibnahes „Ansprechen“, direkte Resonanzbezüge, angewiesen sind.

Die Digitalisierung im Bildungs- und Erziehungsbereich mit ihren Chancen und Risiken soll also zum Anlass genommen werden, die Bedeutung leiblicher und leibnaher Resonanzbezüge für die Entwicklung und Bildung von Kindern aufzuzeigen. Kinder in sozial benachteiligten Lebenslagen und mit komplexen Beeinträchtigungen werden im Vordergrund des Vortrags stehen.