Herzlich Willkommen

auf der Website zur Begleitforschung zum Modellprojekt „Pro Kind“: Prävention durch frühe Förderung (in Kooperation mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) e.V., Hannover).

 

Abstract

"Pro Kind - Wir begleiten jungen Familien", ist ein Modellprojekt, das sich an sozial benachteiligte Erstgebärende richtet. Es basiert auf der Konzeption des in den USA seit nunmehr 30 Jahren erfolgreich etablierten und evidenzbasierten Hausbesuchsprogramms "Nurse Family Partnership" (NFP) zur frühen Förderung von jungen, in finanzieller und sozialer Hinsicht benachteiligten Familien. Diese werden kontinuierlich durch "Nurses" (entspricht dem Berufsbild der Familiengesundheitsschwester) begleitet und unterstützt. Die Hausbesuche beginnen bereits vor der Geburt des Kindes und werden bis zu dessen zweitem Geburtstag fortgesetzt. Auch im Modellprojekt "Pro Kind" werden Maßnahmen der aufsuchenden, klientenzentrierten Beratung von schwangeren Frauen durch professionelle Familienbegleiterinnen im Rahmen einer differenzierten Einzelfallbetreuung durchgeführt. Die Umsetzung erfolgt in Form zweier unterschiedlicher Projektvarianten, die sich hinsichtlich des Familienbegleitungsmodus voneinander unterscheiden: entweder führt ein Familienbegleitungsteam (Hebamme + Sozialpädagogin) oder eine Familienbegleiterin (Hebamme) die Hausbesuche durch.

 

Programmziele

Das Programm dient auf der Ebene des Kindes der Förderung der emotionalen, kognitiven und sozialen Entwicklung sowie der Prävention von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch, indem es die Eltern zu den primären Adressaten der Intervention macht: Gesundheitsbezogenes Verhalten wird bereits während der Schwangerschaft gefördert und die Bindung zum Kind wird über die Stärkung der elterlichen intuitiven Erziehungskompetenzen verbessert. Auf der Ebene der Mutter bzw. der Eltern wird auf den Auf- bzw. Ausbau der formellen und informellen Netzwerke hingewirkt. Darüber hinaus zielt das Projekt langfristig auch darauf ab, den Familien ökonomische Eigenständigkeit und damit Unabhängigkeit von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe zu ermöglichen, womit sich die Hoffnung verbindet, staatliche Unterstützungskosten reduzieren zu können.

Das Programm ist im November 2006 in Niedersachsen und im Mai 2007 in Bremen in seine Hauptphase gestartet. Als weiteres Bundesland ist Sachsen im Dezember 2007 hinzukommen. Insgesamt wurden N = 755 hoch-risikobelastete Frauen und ihre Familien aufgenommen, davon wurden n = 393 im Rahmen eines randomisierten Kontrollgruppendesigns zufällig der Treatment- und n = 362 der Kontrollgruppe zugewiesen.

 

Begleitforschung

Die Implementationsforschung widmet sich vor allem der Frage, inwiefern sich das in den USA konzipierte und dort erfolgreich etablierte Programm auch in Deutschland umsetzen lässt (Prozessevaluation). Des Weiteren wird der Forschungsfrage nachgegangen, welche Auswirkungen sich aus den unterschiedlich gewählten Familienbegleitungsmodi (Familienbegleitungsteams vs. eine Familienbegleiterin) bezüglich der Erreichbarkeit der Zielgruppe, ihres Verbleibs im Projekt und der Umsetzbarkeit des Programmkonzepts ergeben. Darüber hinaus ist auch die Integrierbarkeit und Vernetzung mit bereits bestehenden sozialen Dienstleistungsangeboten Gegenstand der Implementationsforschung. Zu diesen Fragestellungen wurden bereits erste qualitative Expertenbefragungen mit kommunalen Vertretern, der Projektleitung und den Familienbegleiterinnen durchgeführt.

Im Bereich der biopsychosozialen Evaluation, in der mit Hilfe quantitativer und qualitativer Erhebungsmethoden insbesondere die Wirksamkeit des Projektes überprüft werden, werden zu fünf Erhebungszeitpunkten (zwei während, drei nach der Schwangerschaft bis zum 3. Lebensjahr des Kindes) standardisierte Befragungen der am Projekt beteiligten Frauen durchgeführt werden. Der kindliche Entwicklungsstand wird u.a. mithilfe der Bayley Scales of Infant Development (BSID)-II (Reuner et al., 2007) und dem Sprachentwicklungstest für Zweijährige (SETK-2; Grimm, 2000) erfasst. Die Qualität der Mutter-Kind-Interaktion wird mithilfe des CARE-Index (Crittenden, 2006) ausgewertet.

 

Partner national

 

Partner International

 

Förder

 

Laufzeit und Finanzierungsvolumen

  • November 2006 bis Dezember 2012
  • Biopsychosoziale Evaluation Niedersachsen: 670.000 Euro (TUI-Stiftung)
  • Implementationsforschung Niedersachsen: 170.000 Euro (Stiftungen Dürr/Reimann-Dubbers)
  • Evaluation und Implementationsforschung Bremen und Sachsen: 394.000 Euro (BMFSFJ)

 

Publikationen

 

Qualifikationsarbeiten

  • Seyer, Kathrin (2009). Reflexive Kompetenz: Ein Wirkfaktor im Bereich Früher Hilfen? Betrachtung des Einflusses reflexiver Fähigkeiten von Familienbegleiterinnen im Modellprojekt Pro Kind. Diplomarbeit im Studiengang Psychologie an der Universität Bremen.
  • Albers, Julia (2009). Frühe Hilfen – Die Aufgabe der Helfer am Beispiel des Modellprojektes Pro Kind.Bachelorarbeit im Studiengang Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover.
  • Matull, Imke (2009). Raucherentwöhnung in der Schwangerschaft!? Vergleich zweier Beratungsprogramme. Bachelorarbeit im Studiengang Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover.
  • Rau, Matthias (2008). Soziale Vaterschaft in Risikofamilien. Entwurf eines Erhebungsinstruments zur Erfassung handlungsleitender Motive. Diplomarbeit im Studiengang Soziologie der Universität Leipzig.
  • Müller, Jennifer (2008). Präventive Maßnahmen zur Stärkung der Eltern-Kind-Bindung bei drohender Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung im Säuglings- und Kleinkindalter. Examensarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für Sonderpädagogik an der Leibniz Universität Hannover.
  • Trettin, Tabea (2008). Beziehungsorientierte Intervention am Beispiel des Modellprojektes „Pro Kind“. Bachelorarbeit im Studiengang Bachelor Sonderpädagogik der Leibniz Universität Hannover.